Burke ist englischer Wissenschaftshistoriker und
hat die Kunst der Filation perfektioniert: alle Ereignisse technischer oder wissenschaftlicher Errungenschaften sind miteinander verbunden. Burke erzählt diese Geschichten virtuos und mit
schnellen Übergängen, aber mit deutlich englischer Perspektive (weniger auffällig in seinem Buch
The Pinball Effect
) Seine nachfolgend zitierten Bemerkungen zu
Leibniz’ Monadologie haben folgende Vorgeschichte: Der holländische Tuchhändler Anthoni Thonisoon kommt 1668 nach London um sich die letzten Tuchdesigns anzusehen. Er sieht
dort Muster-Zeichnungen mit Vergrößerungen, die sein Tuchhändler-Vergrößerungsglas nicht hergibt. Er eilt also nach Delft in Holland zurück, nennt sich von da an Leeuwenhoek und
stellt von nun an Linsen her. Mit diesen Linsen sieht er Micororganismen (Zeichnungen legt er der englischen Royal Society vor und erschüttert durch die Mitteilung, das die
fünhundertfach vergrößerten Objekte dort leben).
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Antonie van Leeuwenhoek (1632-1723)
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Zufällig kommt Leibniz durch Holland und besucht Leeuwenhoek. Leibniz, schon immer von der Chain of Being überzeugt, also von der Kontinuität
innerhalb der Natur (natura non fecit saltae, zwischen Fischen und Vögeln gibt es fliegende Fische usw.) sieht die kleinen Lebewesen als Bestätigung seiner Theorie an: auch in der belebten Welt gibt es
ein Kontinuum vom unendlich Kleinen zum unendlich Großen. Das unendlich kleine hat Leibniz soeben mit der Infinitesimalrechnung in den Griff bekommen (Freundlicherweise verzichtet Burke hier auf den
Prioritätenstreit zwischen Newton und Leibniz).
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Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
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„Leibniz saw Leeuwenhoeks organisms during a visit to Delft in 1678 and asserted they proved that the differences between species might
be so small „that it is impossible for the senses and imagination to fix the exact point where onde begins or ends.” Leibniz theory, based on the existence of such infinitesimally small,
fundamental elements of existence (he called them “monads”), appeared to form the universal substrate the eighteenth century was looking for, in the wake of Jean-Jacques Rousseau’s call
for a return to the life of the nobel savage …” (p. 66f)
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Jean-Jacques Rousseau
(1712-1778)
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Launig ist die lebensweltliche Interpretation der Monaden als klitzekleine Tierchen, wohingegen die deutsche Philosophie und Philologie auf der
metaphyischen Existenz der Monade beharrt.
(
§. 3.
Wo nun keine Teile vorhanden sind / daselbst kann auch weder eine Ausdehnung in die Länge / Breite und
Tiefe / noch eine Figur / noch eine Zerteilung möglich sein. Und diese Monaden sind die wahrhaften Atomi der Natur und mit einem Worte / die
Elemente derer Dinge
.)
Aber Engländer und Amerikaner sind eben pragmatischer, wie ja auch
Ambrose Bierce’s Erklärung der Monade
zeigt.
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Haufenweise Monaden
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