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In letzter Konsequenz sind der echten Verschwörungstheorie alle Großereignisse des zwanzigsten und beginnenden einundzwanzigsten Jahrhunderts nicht das
Ergebnis einer alles zermahlenden historischen Notwendigkeit oder eines Spiels mehr oder weiniger denkender Kräfte und mehr oder weniger dämlicher
Zufälle, sondern ein seit Jahrhunderten eingefädeltes Spiel, in dem die Clique der Mächtigen alles unternimmt, um die Kontrolle über die Welt im Kleinen und im Großen zu erhalten.
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Die Macht hat unterschiedliche Namen: Freimaurer, Illuminaten, Gnostiker. Die Mystifikation beginnt, soweit ich das bis jetzt überblicken kann,
im achtzehnten Jahrhundert. Damals begann die – unter anderem auch literarisch viel umgesetzte – Faszination von Geheimgesellschaften. Ob in Goethes
Wilhelm Meister
oder in Tiecks
William Lovell
oder in den
gothic novels
der englischen Gruselautoren: immer lenken verborgene, äußerst mächtige Drahtzieher das anfangs scheinbar normale Geschehen, überwachen und steuern Karrieren, vernichten das Gute – sanfte Frauen beispielsweise durch den Stoß in die Untugend – oder, seltener, das Böse, so es sich dem großen Plan in den Weg stellt.
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Das achtzehnte Jahrhundert ist die große Zeit der Freimaurer (in einer Zeit, in der es noch keine bügelichen Parteien gab möglicherweise
durchaus verständlich). Goethe gehört dazu, genauso wie Herder und viele andere der großen Intellektuellen der Aufklärung und Klassik. Die als Bruderschaften organisierten Logen tragen durch seltsame
Initiationsrituale und geheimnisvolle gnostische Lehren zum Bild der verborgenen Geheimgesellschaft viel bei, obwohl weder Mitgliedschaft noch Tagungsorte wirklich geheim sind. Wirklich geheim versuchen
die sogenannten Illuminaten zu agieren, eine – glaubt man seriösen Berichten – vergleichsweise kleine Gesellschaft von radikalen Freimaurern, die mit ihren antimonarchischen und antireligiösen Zielen in
der Tat allen Grund haben, aus ihrem Tun einen Hehl zu machen.
Schauen wir uns Illuminaten und Freimaurer einmal an: wenn das alles stimmt, ist das Leben tatsächlich ein Roman ...
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