Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge - Vorwort
Frankfurt a.M. 1974, S. 17:
Diese Buch hat seine Entstehung einem Text von
Borges zu verdanken. Dem Lachen, das bei seiner Lektüre alle Vertrautheiten unseres Denkens aufrüttelt, des Denkens unserer Zeit und unsereres Raumes, das
alle geordneten Oberflächen und alle Pläne erschüttert, die für uns die zahlenmäßige Zunahme der Lebewesen klug erscheinen lassen und unsere tausendjährige Handhabung des
Gleichen
und des
Anderen
(d
u
Même de l'Autre
) schwanken läßt und in Unruhe versetzt. Dieser Text zitiert >>
eine gewisse chinesische Enzyklopädie
<<, in der es heißt, dass >>
die Tiere sich
wie folgt gruppieren: a) Tiere, die dem Kaiser gehören, b) einblsamierte Tiere, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) herrenlose Hunde, h) in
diese Gruppierung gehörige, i) die sich wie Tolle gebärden, k) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, l) und so weiter, m) die den
Wasserkrug zerbrochen haben, n) die von weitem wie Fliegen aussehen
<<
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Bei dem Erstaunen über diese Taxinomie erreicht man mit einem Sprung, was in dieser Aufzählung uns als der exotische Zauber eines anderen Denkens bezeichnet
wird - die Grenze unseres Denkens: die schiere Unmöglichkeit, das zu denken.
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Jorge Luis Borges, Die analytische Sprache John Wilkins', in: ders.: Das
Eine und die Vielen. Essays zur Lieteratur, München 1966, S. 212.
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Jorge Luis Borges
Michel Foucault
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